Was würde passieren, wenn die Biene nicht mehr bestäuben würde?

von | 15.03.22 | Bienenwissen

Bereits im Kindesalter wird uns beigebracht, dass man Dank der Biene den leckeren Honig auf seinem Frühstücksbrot genießen kann. Doch hinter dem fleißigen Insekt steckt so viel mehr. Denn um überhaupt Honig produzieren zu können, muss die Biene von Blüte zu Blüte fliegen, um Nektar und Pollen zu sammeln. Hierbei bestäubt sie ganz nebenbei die verschiedensten Pflanzen. Wie diese Bestäubung funktioniert und warum sie so wichtig für die Umwelt und den Menschen ist, erfährst du, wenn du weiterliest. 

Wie funktioniert die Bestäubung durch die Biene?

Um die Wichtigkeit der Bestäubung zu verstehen, wollen wir uns erstmal anschauen, wie das Ganze denn überhaupt funktioniert.
Die Biene fliegt nicht planlos von einer Pflanze zur nächsten, sondern ist auf der Suche nach Pollen und Nektar, ihrer Nahrungsgrundlage. Sobald sie auf einer Blüte gelandet ist, kriecht sie tief hinein und beginnt mit Hilfe ihres Rüssels den Nektar aus der Blüte zu saugen. Hierbei bleibt der Pollen der Blüte an ihrem Haarkleid hängen und wird zudem mithilfe ihrer „Pollenhöschen“ geerntet und an den Hinterbeinen gesammelt. Wenn die Biene nun weitere Pflanzen ansteuert und hinein krabbelt, überträgt sie den Blütenstaub auf das weibliche Pflanzenorgan der nächsten Blüte und bestäubt sie somit. Durch die Bestäubung können jetzt Samenkörner heranreifen, mit welchen sich die Pflanze weiterverbreiten kann.

Wie unterscheidet sich die Bestäubung durch Honig- und Wildbienen?

Eine berechtigte Frage, die wir uns jetzt stellen, ist wie sich die Bestäubung durch Honig- und Wildbienen unterscheidet. Dank ihrer mittleren Größe und ihres mittellangen Rüssels ist die Honigbiene besonders anpassungsfähig und kann als generalistischer Bestäuber mit diversen Blütenarten zurechtkommen. Bei den Wildbienen sieht das Ganze aber etwas anders aus. Denn schon allein, was das Aussehen angeht, unterscheiden sich die etwa 600 in Deutschland heimischen Wildbienenarten sehr. Von schwarz, bis schwarz-gelb oder rötlich-braun gefärbt, zu pelzig oder wenig behaart, mit kurzem oder langem Rüssel. Auch bei der Nahrungssuche entfernen sich Wildbienen nur etwa 70 bis 500 Meter von ihrem Nest und sind auf einige wenige Pflanzenarten spezialisiert. Die Honigbiene hat im Vergleich hierzu einen weitaus höheren Aktionsradius von mehreren Kilometern. Unter allen Bestäubern ist die Honigbiene somit von größter ökologischer Bedeutung, denn fast 80% aller Nutz- und Wildpflanzen werden von ihr bestäubt.

Was leistet die Bestäubung durch die Biene für uns und unsere Umwelt?

Die Biene ist das drittwichtigste Nutztier nach Rind und Schwein, und das nicht umsonst. Denn rund zwei Drittel unserer Lebensmittel hängen in direktem oder indirektem Wege von ihrer Bestäubung ab. Von 100 Pflanzenarten die mehr als 90% der menschlichen Nahrung sicherstellen, werden rund 71 davon durch Bienen bestäubt. Ohne die Biene müssten wir also auf eine Diversität an Obst und Gemüse verzichten. Die Bestäubung hat außerdem einen wesentlichen Einfluss auf die Qualität von Obst und Gemüse. Durch Bienen bestäubte Erdbeeren sind beispielsweise schwerer und weisen weniger Mängel auf, weshalb auch ihr Handelswert um über 50 Prozent höher ist als bei künstlich befruchteten Pflanzen.) In Zahlen gefasst gelten Bienen als Nutztiere, die der deutschen Wirtschaft jährlich etwa 3,8 Milliarden Euro einbringen. Dabei leisten sie einen wesentlichen Beitrag für die Umwelt, indem sie die Fortpflanzung zahlreicher Blüten- und Nutzpflanzen sicherstellen. Durch die verbesserte Fruchterzeugung bei Wildpflanzen steigt auch das Nahrungsangebot für viele Insekten, Vögel, Säugetiere und Fische und ein direkter Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität wird geleistet. Doch nicht nur Wildtiere, sondern vor allem auch wir Menschen haben der Biene eine ausgewogene Ernährung zu verdanken. Denn ohne Tomaten, Kürbisse, Zucchini, verschiedenes Steinobst und vieles mehr, müssen wir nicht nur auf leckeren Apfelkuchen, sondern auch auf viele andere Leibspeisen verzichten.

Was bedeutet ein Wegfall der Bestäubung durch die Biene für uns?

Doch was passiert nun tatsächlich, wenn die Biene nicht mehr bestäuben würde? Die erste logische Schlussfolgerung sind Ernteausfälle, denn bis zu 75 Prozent unserer Kulturpflanzen wären ohne eine Bestäubung von einem Produktivitätsrückgang betroffen oder würden sogar keinerlei Früchte tragen. Dabei handelt es sich nicht nur um beliebte Obst- und Gemüsearten auf unserem Speiseplan, wie Äpfel, Blaubeeren und Tomaten, sondern auch einige Futterpflanzen für die Fleisch- und Milchproduktion. Durch die geringere Ernte und Lebensmittelproduktion, müssten wir langfristig mit höheren Kosten für Verbraucher*Innen rechnen. Denn von Ernterückgängen sind nicht nur Obst- und Gemüsebauern betroffen, sondern möglicherweise ganze Industrien weiterverarbeiteter Produkte, beim feinen Obstler und dem leckeren Apfelsaft erst angefangen. Auch diverse Jobs in der Produktionskette dieser Güter könnten durch einen Wegfall der Bestäubung durch die Biene gefährdet werden. Der UN-Weltrat für Biologische Vielfalt warnt bereits jetzt vor schwerwiegenden Konsequenzen für die Nahrungsmittelsicherheit bei einem weiteren Rückgang von Bestäubern, da die mit den Ernteausfällen verbundene Mangelernährung zu 1,42 Millionen zusätzlichen Todesfällen pro Jahr führen könnte. Durch Knappheiten könnten somit viele weltweite Krisen ausgelöst oder verschärft werden. Aber nicht nur wir Menschen blicken ohne die Bienen schweren Einbußen entgegen, sondern besonders auch unsere Umwelt würde in Mitleidenschaft gezogen werden. Ohne die Bienen könnten sich Wildgewächse kaum fortpflanzen, was wiederum für verschiedene Tiere den Verlust von Nahrung und Wohnstätte bedeuten würde. Unser Ökosystem würde somit innerhalb kürzester Zeit ins Ungleichgewicht geraten.

Ein Blick in die Zukunft

So utopisch wie dieses Szenario klingt, ist es leider nicht weit von der Realität entfernt. Das Bienensterben ist nun schon seit Jahren ein Problem, mit dem wir konfrontiert sind. Es gibt immer weniger natürliche oder naturnahe Lebensräumen für Bestäuber und die Belastung durch menschengemachte Chemikalien steigt. In den vergangenen Wintern lag die Sterberate bei Honigbienenvölkern in Europa im Durchschnitt bei etwa 20 Prozent, und der Bestand an Bienen und anderen Bestäubern geht weltweit zurück. Doch das Bewusstsein für die Bedeutung der fleißigen Tiere wächst, und um an die Bedeutung der Biene für die Menschheit zu erinnern, haben die Vereinten Nationen den 20. Mai als Weltbienentag ausgerufen. Aber das ist erst der Anfang, von dem was getan werden muss, da die Bedrohungen, denen Honigbienen und wild lebende Bestäuber ausgesetzt sind, real, signifikant und komplex sind.

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